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Friedhof der Bäume
Zeitungsartikel aus der TA vom 10.08.2019
Schleiz. Dirk Meisgeier blickt in die Weite des Dirntals. "Das tut weh", sagt er und streicht sich durch den Haarschopf. In der Ferne sind nur noch braune, ausgedörte Fichten zu sehen. Das sei im letzten Jahr alles noch grün und voll gewesen. "Viel schlimmer ist allerdings, das Absterben der Jungbestände", weist er mit dem rechten Zeigefinder zur linken Seite des kleinen Hügels bei Schleiz. "Diese verdammte Trockenheit!"
In fast allen Regionen Thüringens bietet sich mittlerweile ein trauriges Bild von Fichten beziehhungsweise, was von ihnen noch übrig geblieben ist: bleiche Stämme, nadellose Äste, kahle Kronen, winzige Stümpfe. Der Borkenkäfer hatte in den letzten Monaten nach dem Sturm "Friederike" und der folgenden Wärme und Trockenheit leichtes Spiel. Er zerstörte das Versorgungssystem von Millionen Bäumen, weil es diesen an Wasser im Wurzelwerk und damit an Halt mangelt, zudem der Harztropfen für die Abwehr fehlt.
Anett Wenzel, Referentin von ThüringenForst, sprach bereits im Juni gegenüber dieser Zeitung von einem "Riesenschaden", berichtete davon, dass die Vermehrung der Tiere "leider enorm" ist. "Aus einem Borkenkäfer können sich in drei Generationen pro Jahr mehr als 150.000 neue entwickeln. Wie eine Art Axt legt er ganze Wälder flach. "Deshalb muss schon beim Befall einer einzigen Fichte schnell reagiert werden."
Der Friedhof der Bäume ist gerade im Schleizer Land, das einst als fichtenreichstes Gebiet in der ehemaligen DDR galt, besonders groß. Dirk Meisgeier vertritt dort in Ostthüringen 5000 private Waldbesitzer, denen zusammen 20.000 Hektar gehört. Insgesamt gibt es in Thüringen 180.000, die Wald besitzen. Der 36-jährioge hat 10 Hektar. Auf seiner weiß-grünen Visitenkarte steht ein Spruch von Goethe, der auch Naturforscher war: "Was Du ererbt von Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen. Was man nicht nutzt, ist eine schwere Last."
Das ist leicht zitiert in diesen komplizierten Zeiten. Meisgeier & Co. spüren täglich den Schmerz des sterbenden Waldes. Aber auch, wie als Folge der Holzmarkt übersättigt ist. Die Festmeter stapeln sich im Wald, auch die Lager sind voll und die Sägewerke. Unternehmen kommen nicht mehr hinterher, das Holz abzutransportieren und zu verarbeiten. Gerade jetzt, im Hochsommer, da nicht geheizt wird und sich Reste der kranken Bäume aus ganz Europa türmen.
"Man erhält nur noch 25 Prozent des normalen Preises. Das bedeutet 75 Prozent Einbußen", fasst Dirk Meisgeier die Misere zusammen. Viele der Besitzer sind auf die Einnahmen angewiesen. Und da sie auch bereits im letzten Jahr draufzahlen mussten, denken manche sogar an einen Verkauf. Andererseits existiert diese enge emotionale Bindung.
"Seit Generationen schon haben wir unseren Wald, ein kleines Stück hatte ich noch dazugekaut", berichtet der Familienvater. Und er erzählt, wie er mit seinen drei Kindern mehrmals in der Woche dort Zeit verbringt. Auch sie hätten bemerkt, dass mit dem Wald etwas nicht stimmt. Deutlich weniger Grün als früher. Und der Vater gehe oft weg, um aufzuräumen. Alte, kranke Bäume müssen raus, möglichst neue rein. Das nennt man "Wiederaufforstung" hat er ihnen erklärt. Eine Pflicht - auch für private Waldbesitzer.

Heberndorf:
Forstschädlingen den Kampf ansagen.
Zeitungsartikel aus der OTZ vom 15.04.2019
Zu ihrer Jahreshauptversammlung, am 15. April 2019, hatte die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Heberndorf am Freitagsabend ins Kulturhaus Oßla eingeladen. Als schwierig und verlustreich bewertete der Vorsitzende Günter Oertel das Jahr 2018. Der Sturm Friederike im Frühjahr, die lange Hitze- und Trockenperiode sowie der damit verbundene Schädlingsbefall haben dazu geführt, dass zu viel Holz zu Niedrigpreisen auf dem Markt sei. "Dass der Holzverkauf trotz dieser katastrophalen Lage doch noch funktionert, ist einzig und allein der Tatsache geschuldet, dass wir als FBG nun schon seit über fünf Jahren über unser gemeinsames Tochterunternehmen - die WBS-Service GmbH - verkaufen", sagte der Heberndorfer in der Runde.
Die über 100.000 Festmeter pro Jahr seien ein Faktor, der einfach nicht mehr von der Sägeindustrie ignoriert werden könne.
Die Waldbesitzer Service GmbH (WBS) hat ihren Sitz in der Bahnhofstraße in Remptendorf. Gesellschafter sind die FBG Heberndorf, Gräfenwarth, Crispendorf, Grünes Holz, Liebschütz, Leuchtenburg, Kahla und Remptendorf.
2018 hat die WBS 149.000 Festmeter Holz abgerechnet und zirka 11,7 Millionen Euro Umsatz gemacht. Es wurden 3800 Aufträge bearbeitet. Mit Dirk Meisgeier wird die WBS von einem hoch motivierten und engagierten Geschäftsführer geleitet. Ihm und seinen drei Mitarbeiterinnen galt Beifall der rund 90 Teilnehmer in Oßla.
Die WBS GmbH führt auch Leistungen für Waldbesitzer aus, die nicht Mitglied einer FBG sind. Die größte FBG in Thüringen mit Namen Dürrbachgrund Weira, soll künftig ein weiterer Gesellschafter der WBS sein. Ein entsprechender Beschluss wurde am Freitag von den Mitgliedern gefasst. Die FBG Dürrbachgrund hat 630 Mitglieder, die rund 5000 Hektar Fläche besitzen. Wie Herr Oertel informierte, habe man sich schon über ein Jahr mit dieser Problematik beschäftigt und die Gesellschafterversammlung habe der Aufnahme zugestimmt.
Ziel der WBS GmbH sei es, den Markt im Ostthüringer Raum zu beherrschen.
Etwa 6500 Waldbesitzer werden vom Forstamt Schleiz betreut. Dessen Leiter, Herbert Seyfarth, bezeichnete das Jahr 2018 als "Vorgeschmack auf den Klimawandel". Knapp 600 Hektar Wald seien durch Forstschädlinge kahl geworden. Für dieses Jahr rechnet Herr Seyfarth mit 100.000 Festmeter Schadholz. Die Preise sinken.
Wie Dirk Meisgeier informierte, seien Anfang 2018 von den Abnehmern noch 90 Euro pro Festmeter gezahlt worden. Der Markt von Industrieholz (Zwei-Meter-Stücke) ist komplett voll.
Die WBS hat im Frühjahr 35.000 Forstpflanzen ausgeliefert. Darunter viele Douglasien und Tannen. Über den Waldumbau wird schon lange diskutiert. Mehr Laubbäume sollen in den Boden. Noch dominiert die Fichte mit 89 Prozent das Oberland. Für Herbert Seyfarth steht fest: Der Wald als Lebensgrundlage des Menschen muss erhalten bleiben. Das Gemeinwohl komme vor den Eigeninteressen der privaten Jäger. Die überhöhten Bestände von Schalenwild in Zeiten des Klimawandels seien verheerend. Dass der Waldumbau wegen zu hoher Wilddichte sich als sehr schwierig gestalte, darauf wies auch Günter Oertel hin. Der Verbiss an jungen Bäumen sei zu groß.
Revierförster Burkhardt Reuter plädiert für einen Waldumbau mit robusten Baumarten. Kritisch äußert er sich über den Entwurf des neuen Thüringer Waldgesetzes. Der sehe vor, dass sich Radfahrer und Reiter überall im Wald bewegen dürften. Reuter wies darauf hin, dass die FBG Heberndorf für ihre Mitglieder den Erwerb des Waldbauernbriefes mit 100 und des Motorsägenscheines mit 80 Prozent fördert.
Aufgenommen wurden zur Versammlung sechs neue Mitglieder. Die derzeit 362 Mitglieder besitzen 2617 Hektar Wald. Zu ihnen gehören auch Kommunen wie die Stadt Wurzbach. Aus erwirtschafteten Eigenmitteln wurden im vorigen Jahr an die Ortsgruppen Heberndorf, Heinersdorf, Lichtentanne, Helmsgrün, Weitisberga, Burglemnitz, Oßla und Wurzbach 22.297 Euro für Wegebau- und Instandhaltungsmaßnahmen ausgereicht.