Waldbesitzern fehle Geld zur Forstsanierung                                                                                                                 Artikel aus der OTZ vom 29.10.2020

Der Thüringer Staatssekretär für Landwirtschaft, Torsten Weil (Die Linke), hat am Mittwoch die Waldbesitzer Service GmbH (WBS) in Schleiz besucht.

Dirk Meisgeier (l.) zeigt Staatssekretär Torsten Weil die massiven Forstschäden nahe Gahma. Foto: Sebastian Lenk/TMIL

Der Thüringer Staatssekretär des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft, Torsten Weil (Die Linke), hat am Mittwoch die Waldbesitzer Service GmbH (WBS) in Schleiz besucht, um mit Vertretern der Firma, der Thüringer Waldbesitzerverbandes und Forstbetriebsgemeinschaften über die aktuelle Situation in den Thüringer Wäldern zu sprechen.

Holzpreis im Keller

"Seit 2018 hat sich an der Thematik nichts geändert, wir sind inmitten der Katastrophe", sagte Jörg Göring, Vorsitzender des Thüringer Waldbesitzerverbandes einführend in die Diskussion. Die Liquidität der Waldbseitzer sei erschöpft, der Holzpreis so im Keller, dass sich keine Bewirtschaftung mehr lohne. Und ohne Hilfen, könne so auch kein Waldumbau oder eine Aufforstung mehr betrieben werden. "Das Thema ist für die Waldbesitzer sehr emotional, ganze Familienvermögen sind verloren gegangen", brachte es Göring auf den Punkt. Laut Dirk Meisgeier, Geschäftsführer der WBS, sei der Holzpreis für Käferholz von 45 Euro auf fünf Euro pro Kubikmeter gefallen.

"Wir sind uns über die Situation einig", beschwichtigte der Staatssekretär. Trockenheit und Borkenkäfer hätten Schlimmes bewirkt, doch die schlimmsten Vorstellungen, die es gab, seien zum Glück nicht eingetroffen. Er sehe bereits Tendenzen, dass die Holzpreise wieder steigen, da aufgrund der wirtschaftlichen Situation nicht überall die Wälder bewirtschaftet wurden und es dadurch zu einer Verknappung auf dem Holzmarkt käme. Er persönlich sei dafür, mittelfristig ein Fördersystem anhand einer Flächenprämierung aufzustellen. Für die vom Bund angekündigten 700 Millionen Euro Corona-Soforthilfe gebe es von der Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Julia Klöchner (CDU), allerdings noch keine Aussage, wie das Geld verteilt werden würde. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dieses Jahr noch Geld gibt", sagte Weil. Gerade dieser Umstand verärgert den Waldbesitzerverband sowie Forstwirtschaftsbetriebe.

Weil sprach sich auch dafür aus, Finanzhilfen nur an jene Auszuschütten, die den Wald auch bewirtschaften beziehungsweise bewirtschaften lassen. Es gebe gut funktionierende Forstbetriebsgemeinschaften und ähnliche Zusammenschlüsse. Eine reine Auszahlung aufgrund der vorhandenen Fläche sei weniger sinnvoll. Die Förderung sollte als Bewirtschaftungshilfe gesehen werden. Schließlich sei das Ziel letztendlich das Sanieren und Wiederaufforsten der Wälder. Ähnlich sah das auch Günter Oertel von der Forstbetriebsgemeinschaft Heberndorf. Er forderte eine Förderung für Leistungserbringer, jene, die den Wald auch bewirtschaften. "Wir eiern schon jahrelang rum". Die WBS sucht auf ihrem Leistungsniveau ihresgleichen. Doch der Waldbesitzer habe nicht mehr das Geld, den Dienstleister zu bezahlen.

Zu lang, zu kompliziert

Mahnend äußerte sich sowohl Göring als auch Meisgeier zu den bisherigen Landeshilfen. Neben einer Nachhaltigkeitszertifizierung würden auch von allen Waldbesitzern die Grundbuchauszüge verlangt. Doch all diese bei der Kleinteiligkeit der bewirtschafteten Waldflächen zu bekommen, sei für eine Forstbetriebsgemeinschaft kaum möglich. Zudem sei das 22-seitige Antragsformular viel zu lang und zu kompliziert. Allein einem Waldbesitzer den Antrag zu erklären, dauere 15 Minuten. Achim Ramm, Referatsleiter im Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft erklärte die komplizierte Antragsstellung dem sogenannten GAK-Rahmenplan. Dieser nationale Plan soll die Umsetzung der Agrarpolitik der Europäischen Union ermöglichen. Durch die Verquickung mit den EU-Bestimmungen würde die Antragsstellung so enorm aufwendig.

Weil betonte, wie wichtig ein Zusammenschluss kleiner Waldbesitzer sei, um dann eine qualifizierte Bewirtschaftung zu organisieren. Für die Dienstleister wird sich allerdings in Sachen Grundbuchauszüge nichts ändern, schließlich müsse ein Eigentumsnachweis erbracht werden.

Regionale Projekte unterstützen

Webartikel des FSV Schleiz aus März 209

https://www.fsv-schleiz.de/news/1901-wieder-alle-l...


Friedhof der Bäume
Zeitungsartikel aus der TA vom 10.08.2019

Schleiz. Dirk Meisgeier blickt in die Weite des Dirntals. "Das tut weh", sagt er und streicht sich durch den Haarschopf. In der Ferne sind nur noch braune, ausgedörte Fichten zu sehen. Das sei im letzten Jahr alles noch grün und voll gewesen. "Viel schlimmer ist allerdings, das Absterben der Jungbestände", weist er mit dem rechten Zeigefinder zur linken Seite des kleinen Hügels bei Schleiz. "Diese verdammte Trockenheit!"
In fast allen Regionen Thüringens bietet sich mittlerweile ein trauriges Bild von Fichten beziehhungsweise, was von ihnen noch übrig geblieben ist: bleiche Stämme, nadellose Äste, kahle Kronen, winzige Stümpfe. Der Borkenkäfer hatte in den letzten Monaten nach dem Sturm "Friederike" und der folgenden Wärme und Trockenheit leichtes Spiel. Er zerstörte das Versorgungssystem von Millionen Bäumen, weil es diesen an Wasser im Wurzelwerk und damit an Halt mangelt, zudem der Harztropfen für die Abwehr fehlt.
Anett Wenzel, Referentin von ThüringenForst, sprach bereits im Juni gegenüber dieser Zeitung von einem "Riesenschaden", berichtete davon, dass die Vermehrung der Tiere "leider enorm" ist. "Aus einem Borkenkäfer können sich in drei Generationen pro Jahr mehr als 150.000 neue entwickeln. Wie eine Art Axt legt er ganze Wälder flach
. "Deshalb muss schon beim Befall einer einzigen Fichte schnell reagiert werden."
Der Friedhof der Bäume ist gerade im Schleizer Land, das einst als fichtenreichstes Gebiet in der ehemaligen DDR galt, besonders groß. Dirk Meisgeier vertritt dort in Ostthüringen 5000 private Waldbesitzer, denen zusammen 20.000 Hektar gehört. Insgesamt gibt es in Thüringen 180.000, die Wald besitzen. Der 36-jährioge hat 10 Hektar. Auf seiner weiß-grünen Visitenkarte steht ein Spruch von Goethe, der auch Naturforscher war: "Was Du ererbt von Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen. Was man nicht nutzt, ist eine schwere Last."
Das ist leicht zitiert in diesen komplizierten Zeiten. Meisgeier & Co. spüren täglich den Schmerz des sterbenden Waldes. Aber auch, wie als Folge der Holzmarkt übersättigt ist. Die Festmeter stapeln sich im Wald, auch die Lager sind voll und die Sägewerke. Unternehmen kommen nicht mehr hinterher, das Holz abzutransportieren und zu verarbeiten. Gerade jetzt, im Hochsommer, da nicht geheizt wird und sich Reste der kranken Bäume aus ganz Europa türmen.
"Man erhält nur noch 25 Prozent des normalen Preises. Das bedeutet 75 Prozent Einbußen", fasst Dirk Meisgeier die Misere zusammen. Viele der Besitzer sind auf die Einnahmen angewiesen. Und da sie auch bereits im letzten Jahr draufzahlen mussten, denken manche sogar an einen Verkauf. Andererseits existiert diese enge emotionale Bindung.
"Seit Generationen schon haben wir unseren Wald, ein kleines Stück hatte ich noch dazugekaut", berichtet der Familienvater. Und er erzählt, wie er mit seinen drei Kindern mehrmals in der Woche dort Zeit verbringt. Auch sie hätten bemerkt, dass mit dem Wald etwas nicht stimmt. Deutlich weniger Grün als früher. Und der Vater gehe oft weg, um aufzuräumen. Alte, kranke Bäume müssen raus, möglichst neue rein. Das nennt man "Wiederaufforstung" hat er ihnen erklärt. Eine Pflicht - auch für private Waldbesitzer.



Heberndorf:
Forstschädlingen den Kampf ansagen.

Zeitungsartikel aus der OTZ vom 15.04.2019

Zu ihrer Jahreshauptversammlung, am 15. April 2019, hatte die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Heberndorf am Freitagsabend ins Kulturhaus Oßla eingeladen. Als schwierig und verlustreich bewertete der Vorsitzende Günter Oertel das Jahr 2018. Der Sturm Friederike im Frühjahr, die lange Hitze- und Trockenperiode sowie der damit verbundene Schädlingsbefall haben dazu geführt, dass zu viel Holz zu Niedrigpreisen auf dem Markt sei. "Dass der Holzverkauf trotz dieser katastrophalen Lage doch noch funktionert, ist einzig und allein der Tatsache geschuldet, dass wir als FBG nun schon seit über fünf Jahren über unser gemeinsames Tochterunternehmen - die WBS-Service GmbH - verkaufen", sagte der Heberndorfer in der Runde.
Die über 100.000 Festmeter pro Jahr seien ein Faktor, der einfach nicht mehr von der Sägeindustrie ignoriert werden könne.

Die Waldbesitzer Service GmbH (WBS) hat ihren Sitz in der Bahnhofstraße in Remptendorf. Gesellschafter sind die FBG Heberndorf, Gräfenwarth, Crispendorf, Grünes Holz, Liebschütz, Leuchtenburg, Kahla und Remptendorf.

2018 hat die WBS 149.000 Festmeter Holz abgerechnet und zirka 11,7 Millionen Euro Umsatz gemacht. Es wurden 3800 Aufträge bearbeitet. Mit Dirk Meisgeier wird die WBS von einem hoch motivierten und engagierten Geschäftsführer geleitet. Ihm und seinen drei Mitarbeiterinnen galt Beifall der rund 90 Teilnehmer in Oßla.

Die WBS GmbH führt auch Leistungen für Waldbesitzer aus, die nicht Mitglied einer FBG sind. Die größte FBG in Thüringen mit Namen Dürrbachgrund Weira, soll künftig ein weiterer Gesellschafter der WBS sein. Ein entsprechender Beschluss wurde am Freitag von den Mitgliedern gefasst. Die FBG Dürrbachgrund hat 630 Mitglieder, die rund 5000 Hektar Fläche besitzen. Wie Herr Oertel informierte, habe man sich schon über ein Jahr mit dieser Problematik beschäftigt und die Gesellschafterversammlung habe der Aufnahme zugestimmt.

Ziel der WBS GmbH sei es, den Markt im Ostthüringer Raum zu beherrschen.
Etwa 6500 Waldbesitzer werden vom Forstamt Schleiz betreut. Dessen Leiter, Herbert Seyfarth, bezeichnete das Jahr 2018 als "Vorgeschmack auf den Klimawandel". Knapp 600 Hektar Wald seien durch Forstschädlinge kahl geworden. Für dieses Jahr rechnet Herr Seyfarth mit 100.000 Festmeter Schadholz. Die Preise sinken.
Wie Dirk Meisgeier informierte, seien Anfang 2018 von den Abnehmern noch 90 Euro pro Festmeter gezahlt worden. Der Markt von Industrieholz (Zwei-Meter-Stücke) ist komplett voll.

Die WBS hat im Frühjahr 35.000 Forstpflanzen ausgeliefert. Darunter viele Douglasien und Tannen. Über den Waldumbau wird schon lange diskutiert. Mehr Laubbäume sollen in den Boden. Noch dominiert die Fichte mit 89 Prozent das Oberland. Für Herbert Seyfarth steht fest: Der Wald als Lebensgrundlage des Menschen muss erhalten bleiben. Das Gemeinwohl komme vor den Eigeninteressen der privaten Jäger. Die überhöhten Bestände von Schalenwild in Zeiten des Klimawandels seien verheerend. Dass der Waldumbau wegen zu hoher Wilddichte sich als sehr schwierig gestalte, darauf wies auch Günter Oertel hin. Der Verbiss an jungen Bäumen sei zu groß.
Revierförster Burkhardt Reuter plädiert für einen Waldumbau mit robusten Baumarten. Kritisch äußert er sich über den Entwurf des neuen Thüringer Waldgesetzes. Der sehe vor, dass sich Radfahrer und Reiter überall im Wald bewegen dürften. Reuter wies darauf hin, dass die FBG Heberndorf für ihre Mitglieder den Erwerb des Waldbauernbriefes mit 100 und des Motorsägenscheines mit 80 Prozent fördert.

Aufgenommen wurden zur Versammlung sechs neue Mitglieder. Die derzeit 362 Mitglieder besitzen 2617 Hektar Wald. Zu ihnen gehören auch Kommunen wie die Stadt Wurzbach. Aus erwirtschafteten Eigenmitteln wurden im vorigen Jahr an die Ortsgruppen Heberndorf, Heinersdorf, Lichtentanne, Helmsgrün, Weitisberga, Burglemnitz, Oßla und Wurzbach 22.297 Euro für Wegebau- und Instandhaltungsmaßnahmen ausgereicht.